So geht es nicht
Dieser Fehler wird leider immer wieder begangen, von so ziemlich jedem. Ich stellte bei meinem ersten Planungsversuch keine Ausnahme dar: Als Erstes, nachdem man sich für eine Mietwagenreise entschieden hat, gehen viele ins Reisebüro und holen sich Kataloge der namhaften Reiseveranstalter. Die Angebote werden dann genau studiert und als Inspirationsroute hergenommen. Teilweise ist auch der Plan einfach die pauschale Busroute nachzufahren.
STOP! "Bis hierher sollst du [gehen] und nicht weiter", Hiob 38, 11.
Die meisten Veranstalter solcher Reisen möchten verständlicherweise ihren Gewinn maximieren. Daher sind die Routen häufig so geplant, dass ein Aufenthalt möglichst billig ist. Das heißt im Klartext, man ist oft weit weg von der eigentlichen Attraktion. Diese wird häufig nur "im Vorbeifahren" angeschaut. Was hier etwas überspitzt formuliert ist, sieht in Wahrheit so aus: Ankommen, 1 Stunde Aufenthalt im Nationalpark, Abfahrt zum Hotel. Wanderungen, Natur genießen, Amerikas wahre Seite kennenlernen? - Fehlanzeige!
Punkt 2 wäre dann noch folgender: Die Reisen sollen beim Durchblättern imponieren: "Der ganze Westen mit Yellowstone in 2 Wochen" ist nur eine der reißerischen Überschriften. Theoretisch ist dies völlig unmöglich: Stellen Sie sich Berlin vor. Würde Ihnen ein Tag reichen, um die gesamte Stadt zu sehen? Wohl kaum. Bei den Reisen in den Katalogen haben Sie oft nur einen Vormittag Zeit um einen Park oder eine Stadt zu sehen. Und seien Sie mal ehrlich: Die Besonderheiten in Ihrem Ort liegen sicher nicht direkt an der Hauptstraße. Gerade die kleinen Nebenrouten machen den Charme aus. So ist das auch in Amerika. Leider verwenden die Herausgeber der Kataloge nur Hauptrouten gepaart mit billigen Unterkünften in einem Tempo, bei dem nur ein schnelles Anhalten fürs Foto drin ist. Na, wäre das was für Sie? Wenn ja, können Sie aufhören zu lesen. Wenn Sie Amerika richtig erleben wollen, dann helfe ich Ihnen gerne auf den folgenden Seiten, denn dazu ist einiges an Planung nötig!
Und zu guter Letzt noch ein Satz, der mich bei meiner Planung besonders beflügelt hat: Neulinge sollten aber auf jeden Fall keine Mühen scheuen, sich zu informieren. Außerdem ist ja bekanntermaßen die Vorfreude eine der schönsten, und die wird während der Planungsphase reichlich genährt, Webprojekt westküste-usa.de.
Richtig Planen - von Anfang an
- Spontanantworten: Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich ihre Traumreise durch den Westen vor. Was reizt Sie am ehesten? Was wollten Sie seit Kindheitstagen schon mal sehen? Was macht für die den Westen bzw. die USA aus? Träumen Sie von ihrem Urlaub - von was genau? Notieren Sie sich die Punkte, die Ihnen als Erstes in durch den Kopf schießen. Seien sie noch so weit hergeholt.
- Anordnen auf einer Landkarte: Nehmen Sie eine große Karte der USA her, am besten mit eingezeichneten Nationalparks und größeren Highways (besser noch eine Karte des Westens der USA). Markieren Sie alle Punkte, die Sie bei Ihren Spontanantworten haben. Tolles Kartenmaterial bekommt man als Mitglied des ADAC kostenlos, unter Planungstools habe ich noch weitere Arten der Planung und Kartenbeschaffung aufgeführt.
- Die imaginäre Route: Stellen Sie sich die Route vor, die Sie benutzen könnten. Die Highways bieten gute Planungshilfen. Oft sieht man jetzt schon eine grobe Tageseinteilung (z.B. NP-Stadt-NP-NP-Dörfchen-etc.). Einige der Wunschziele liegen klar außerhalb: Jetzt heißt es tapfer sein: Entweder es gehen einige Tage für eine Schleife drauf (typisches Beispiel: Yellowstone), oder man hebt sich das Ziel für eine spätere Tour auf - und die kommt, ist man erstmals im USA-Fieber!
So kann man auch gleich den Radius der Reise festlegen, abhängig von der zur Verfügung stehenden Zeit (alles unter 14 Tagen lohnt sich absolut nicht!). Als Faustregel gilt: Hat man zwei Wochen, kann man das Eck San Francisco/Los Angeles oder San Diego/Grand Canyon mit Las Vegas nehmen. Bei drei Wochen kann man sich bis zum Arches Nationalpark vorwagen. Bei vier wäre sogar Mesa Verde mit drin, aber lieber man lässt sich für die Attraktionen der Dreiwochentour fast vier Wochen Zeit (so habe ich es bei meiner ersten Reise in die USA getan). Man sollte dabei allerdings beachten, dass es verschiedene Typen von Menschen gibt: Der eine verbringt lieber 5 Tage in San Francisco, der andere will gleich los - so ergeben sich je nach Reiseart unterschiedliche geographische Radien, die infrage kommen.
- Empfehlungen an der Route: Erst jetzt sollten Sie gründlich recherchieren, was es in der Nähe Ihrer Route noch gibt. Eventuell entdecken Sie dabei im Internet ein Ziel, das Sie mehr reizt. Wenn nicht lassen sich so die freien Lücken auf der Route stopfen. Recherchieren Sie gründlich: Manchmal ist etwas noch sehr unbekannt, aber unbedingt lohnenswert. Aber auch in dieser Phase gilt: Von manchem muss man sich trennen.
Ich kann Ihnen zwei Tipps geben, wie sie Ziele an der Route finden: In Google Maps kann man sich Bilder auf der Karte anzeigen lassen. Der zweite Tipp: die Higlightdatenkarten von USA-Reise.de. Aber auch diese Seite bietet in der Navigation immer erprobte Empfehlungen in der Nähe an.
Haben Sie etwas gefunden, für das Sie sich näher interessieren, sollte eine einfache Google Recherche mit dem Reiseziel und dem Stichwort "Reisebericht" genügend brauchbare Ergebnisse zutage fördern. Geben Sie dabei privaten Seiten, wie dieser, unbedingt Vorrang, da diese authentisch sind. Ein Veranstalter hat völlig andere Motive und würde seine Routenplanung niemals selbst kritisieren, auch wenn man den schönsten Nationalpark nur noch in der Abenddämmerung genießen konnte oder sich der besuchte Freizeitpark als völliger Flop herausstellte.
- Groben Ablaufplan aufstellen: Ein einfaches Blatt mit einer Tabelle reicht vollkommen: Wie viele Tage haben Sie, wo könnten Sie übernachten? Hinter den Tag schreiben Sie also die Aktivitäten, die Sie vorhaben und das Endziel. So ergeben sich jetzt auch die Streckenlängen: Wie lange wollen Sie fahren? Jetzt heißt es, Start und Ziel hin- und herzuschieben. Dabei helfen Ihnen die zahlreichen USA Foren. Die Leute in den Foren sollte man aktiv in den Planungsprozess miteinbeziehen, um auf mögliche Probleme frühzeitig hingewiesen zu werden. An dieser Stelle sollte man sich auch mit Beschränkungen der Strecken befassen. Dazu zwei Beispiele: Mit einem Wohnmobil ist die Fahrt im Monument Valley fast nicht möglich. Die weitaus wichtigere Beschränkung stellt aber der "Tioga Pass" dar, der die östliche Einfahrt in den Yosemite Park, vom Death Valley kommend, darstellt und so oft nach San Francisco zurückführt. Aufgrund seiner Höhe von über 3300 Metern über dem Meeresspiegel ist dieser in der Regel zwischen September und Mai gesperrt. Oft ist ein großer Umweg über Süden die einzige Umgehungsmöglichkeit, was man einplanen muss. In der Regel ist diese aber das einzige Problem, das der Großteil der Urlauber hat. Vorher informieren schützt also vor unliebsamen Überraschungen.
- Detaillierter Zeitplan verfassen: Hier scheiden sich die Gemüter: Die einen sind notorische Nichtplaner, die anderen wollen möglichst alles vorher abgeklärt haben, um jede Minute des Urlaubs zu genießen und keine Attraktion zu verpassen. Sie merken schon - ich gehöre zu Letzteren: Planung kann nie schaden und gehört bei mir schon zur Vorfreude dazu!
Einer der wertvollsten Tipps, die ich jedem geben kann, ist folgender: Man sollte möglichst in unmittelbarer Nähe zu einer Sehenswürdigkeit übernachten. Man ist schon morgens vor den großen Besucheranstürmen am Ziel und kann den Tag voll ausnutzen. So kann man die Attraktion auch an 2 Tagen sehen - am Abend der Ankunft und am Morgen der Abfahrt. Wem frühes Aufstehen nichts ausmacht, kann so wunderbare Sonnenaufgänge fotografieren. Man sollte nun die Zahl der Übernachtungen anhand der benötigten Fahrzeit festlegen: Kommt man erst am Abend am Grand Canyon an und fährt direkt am Morgen weiter, so hat sich das Ganze nicht gelohnt. Hier sollte man also entweder eine komplette zusätzliche Übernachtung einplanen, oder erst gegen Mittag aufbrechen. Andere Ziele liegen oft nahe beieinander, sodass es sich nicht lohnen würde, noch eine Übernachtung zu opfern, wenn man schon längst alles bestaunen konnte.
Für die Zeitplanung bevorzuge ich Onlinekartendienste, die ich auf meiner Seite Planungstools vorstelle. Man kann sich so direkt an der Route liegende Ziele einblenden lassen und die Zeitangaben sind exakt. Eine Strecke im Gebirge sieht auf einer normalen Karte relativ kurz aus und man unterschätzt schnell die dafür benötigte Zeit, das Planungsprogramm arbeitet allerdings zuverlässig.
Beachtet werden sollte, dass man den Tag der Anreise überhaupt nicht verplant. Man ist meist 24 Stunden auf den Beinen und will oft nur noch schlafen. Um dem Jetlag jedoch ein Schnippchen zu schlagen, sollte man möglichst lange wach bleiben und ein wenig durch die Stadt gehen und schön was essen. Wohnwagenmieter dürfen ihren Wohnwagen auch noch gar nicht abholen. Für den zweiten Tag ist es ebenfalls ratsam, in der Stadt zu bleiben und sich diese ein wenig anzusehen. Große Autotouren zur nächsten Stadt sind nicht sehr ratsam. Am letzten Tag vor der Abreise sollte man auch schon in der Stadt des Abfluges angekommen sein und nicht erst im Laufe des Tages dort hinfahren müssen.
Bei Ihrer Planung sollte Sie auch an Ihre Schlafgewohnheiten denken: Während der eine schon um 7 Uhr auf den Beinen ist, schlafen die anderen bis 9 oder noch länger. Sie können aber auch, wenn Sie merken, dass Sie an einem Tag viel Programm haben ein früheres Aufstehen einplanen. Ich halte es besonders bei dieser Form von Urlaub jedoch nicht für sehr empfehlenswert einen Großteil des Morgens zu "verschlafen". Die Zeit kann weitaus besser genutzt werden. Ist erst mal die Sonne weg, war's das mit den Unternehmungen. Also lieber ein wenig früher ins Bett gehen und dafür auch wieder zeitig aufstehen.
Bei der Flugbuchung sollten Sie außerdem darauf achten, dass sie Las Vegas am Wochenende komplett vermeiden. Die Preise sind dort am Wochenende oft doppelt so hoch, wie unter der Woche.
- Überprüfung durch Profis: Nun hat man einen schön ausgearbeiteten Plan mit seiner Traumreise. Allerdings sollte man diesen noch von Profis in einem USA Forum untersuchen lassen, mit denen man ja auch schon zusammengearbeitet hat. So merkt man schnell, ob sich doch noch die ein oder andere Ungereimtheit versteckt, oder ob etwas schlicht nicht machbar erscheint.
Man sollte dennoch nicht die komplette Planung über Bord werfen und seinem Stil treu bleiben. Oft heißt es, dass die Reise zu "verplant" ist, wer jedoch früh aufsteht und wer nicht stundenlanng an einem Ort bleiben möchte, sondern viel erleben will, der hat richtig geplant. Man muss also immer die eigenen Motive im Hinterkopf behalten aber auch Tipps annehmen - der Mittelweg ist das richtige!
In der Regel gibt es zwei Arten von Profis: Die einen, die alles sehr intensiv sehen wollen und viele Routen damit kommentieren, dass man in dem Nationalpark eine ganze Woche verbringen könnte. Tatsächlich wäre dies wohl ohne Probleme möglich, aber die Zeit reicht nicht dazu. Und dann gibt es noch solche, wie mich. Ich empfehle bei einer ersten Reise relativ viel reinzupacken, um zu sehen, was einem gefällt und was nicht. Eine Orientierung zu schaffen ist sehr wichtig. Kommt es dann zu weiteren Reisen, kann man bestimmte Ziele wiederholen und dort längere Zeit verbringen. Ich denke es schmerzt bei einer ersten Reise mehr, tolle Sachen zu streichen als sich z.B. erst mal nur oben am Grand Canyon umzusehen ohne gleich ein Stück reinzulaufen.
- Feinschliff, Bauchgefühl, Spontanität: Man kann sich auch einige Streckenabschnitte, die ungefähr die gleiche Zeit in Anspruch nehmen, notieren und erst vor Ort entscheiden, welche Strecke man einschlägt. Will man zum Beispiel nach den vielen Tagen in der Stadt endlich zu den Canyon lässt man die Alternativstrecke über die Route 66 weg. Man kann also nach Lust und Laune entscheiden, trotzdem sind die Strecken schon geplant und man muss sich nicht noch vor Ort Informationen geschaffen.
Zum Schluss noch ein Tipp: Addiert man die Eintrittskosten aller Nationalparks (also keine Stateparks, National Monuments, etc.) und kommt über 80$, so sollte man am ersten Nationalpark, den man besucht den "America the Beautiful"-Pass kaufen. Dieser gilt für ein ganzes Jahr ab Kaufdatum und ermöglicht während dieser Zeit freien Eintritt in alle Nationalparks der gesamten USA - für eben jene 80 Dollar!